Beispiel ESG Fraud: Vorgetäuschte Nachhaltigkeit

Vorgetäuschte Nachhaltigkeit kann für Unternehmen ein erhebliches Risiko darstellen, da es nicht nur den Ruf des Unternehmens beeinträchtigen kann, sondern auch rechtliche Konsequenzen haben kann. Wenn Unternehmen fälschlicherweise den Eindruck erwecken, dass sie umweltfreundlich oder sozial verantwortlich handeln, ohne dies tatsächlich zu tun, können Verbraucher, Kunden oder andere Interessengruppen das Unternehmen öffentlich anprangern oder sogar rechtliche Schritte gegen das Unternehmen einleiten. 

Die Praxis allein ist nicht zwangsläufig gesetzeswidrig, da es eine Gesetzeslücke in der EU-Taxonomie-Verordnung gibt, die es Unternehmen erlaubt, ihre eigenen Nachhaltigkeitskriterien festzulegen („Taxonomie-Verordnung VO (EU) 2020/852“). Folglich können Finanzprodukte als nachhaltig bezeichnet werden, wenn das Unternehmen angibt, nach welchen Kriterien es Nachhaltigkeit definiert. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Unternehmen immer noch sicherstellen müssen, dass ihre Kriterien den Anforderungen der Verordnung entsprechen und auf objektiven Daten und wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, um keine europäischen Vorschriften zu verletzen.

Reputationsverluste und weitere Risiken

Zusätzlich kann die Vorwürfe des Greenwashings oder Social Washings dazu führen, dass Verbraucher und Kunden das Vertrauen in das Unternehmen verlieren und sich für andere, tatsächlich umweltfreundlichere und sozial verantwortlichere Alternativen entscheiden. Dies kann zu einem Verlust von Marktanteilen und Umsätzen führen.

Daher ist es für Unternehmen wichtig, tatsächlich umweltfreundliche und sozial verantwortliche Maßnahmen zu ergreifen und transparent über ihre Nachhaltigkeitspraktiken zu kommunizieren. Unternehmen sollten sich auch über die gesetzlichen Vorschriften und Regulierungen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit informieren und sicherstellen, dass ihre Behauptungen und Werbeaussagen korrekt und nachweisbar sind. Nur so können sie das Risiko von Greenwashing und Social Washing minimieren und das Vertrauen der Verbraucher und Kunden gewinnen. 

Washing

Neben Greenwashing birgt auch Social Washing verschiedene Risiken und Konsequenzen. Zu den Risiken gehören der Verlust des Vertrauens von Kunden und Investoren, ein Reputationsrisiko und das Risiko von rechtlichen Konsequenzen wie Bußgeldern, Strafen oder Klagen. Unternehmen, die Social Washing betreiben, laufen auch Gefahr, dass ihre Lieferketten unterbrochen werden, wenn Kunden oder Investoren auf ihre Verbindung mit sozial unverantwortlichen Unternehmen reagieren. Ferner besteht das Risiko, dass Arbeitskräfte das Unternehmen verlassen und es schwieriger wird, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Zudem können Unternehmen, die Social Washing betreiben, Marktanteile an Konkurrenten verlieren, die tatsächlich sozial verantwortlich handeln.

“Unternehmen können Marktanteil an Konkurrenten verlieren, die tatsächlich sozial verantwortlich handeln.”

Investoren und Kunden reagieren oft sehr negativ auf Washing-Praktiken. Wenn ein Unternehmen sich als umweltbewusst oder sozial verantwortlich darstellt, aber in Wirklichkeit nicht in der Lage ist, diese Versprechen einzuhalten, kann dies das Vertrauen der Kunden und Investoren erschüttern und zu einem Rückgang der Investitionen und des Umsatzes führen. Unternehmen unterschätzen oft das damit einhergehende Risiko eines Rückganges des Aktienkurs oder die Herabstufung der Bonität, wenn die Rating-Agenturen die ESG-Performance des Unternehmens negativ bewerten.

“Es kann das Vertrauen der Kunden und Investoren erschüttern und zu einem Rückgang der Investitionen und des Umsatzes führen.”

Darüber hinaus gibt es heute eine wachsende Zahl von nachhaltigen und sozial verantwortlichen Investmentfonds und -strategien, die sich darauf konzentrieren, in Unternehmen zu investieren, die sich tatsächlich an Nachhaltigkeitsstandards halten und eine positive soziale Wirkung erzielen. Wenn ein Unternehmen als Green- oder Socialwasher entlarvt wird, wird es für solche nachhaltigen Investoren weniger attraktiv und kann Schwierigkeiten haben, Kapital zu beschaffen.

Prävention durch Unternehmensführung und Risikomanagement 

Risikomanagement und Unternehmenssteuerung können dazu beitragen, dass ein Unternehmen tatsächlich nachhaltige und sozial verantwortliche Geschäftspraktiken umsetzt und nicht nur Green- oder Socialwashing betreibt. Das Risikomanagement kann dabei helfen, Nachhaltigkeits- und Sozialrisiken im Unternehmen zu identifizieren und zu minimieren. Kontrollmechanismen können helfen, Nachhaltigkeits- und Sozialstandards im Unternehmen einzuhalten. Eine effektive Unternehmenssteuerung kann dazu beitragen, Nachhaltigkeits- und Sozialstandards in die Unternehmensstrategie zu integrieren. Regelmäßige Überprüfung und Schulung der Mitarbeiter sind ebenfalls wichtig, um sicherzustellen, dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg bleibt.

“Eine stabile Unternehmensführung ist entscheidend, um die Praktiken von Greenwashing und die damit verbundenen Risiken zu minimieren.”

Sophie Chahin LL.M, PwC Österreich, Forensic Services

Unternehmen müssen daher ihre Verantwortung ernst nehmen und tatsächlich Maßnahmen ergreifen, um nachhaltige und sozial verantwortliche Geschäftspraktiken umzusetzen, anstatt sich nur als nachhaltig oder sozial verantwortlich zu präsentieren.

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