Jan 25, 2022
Wien, 25. Jänner 2022 – Risikokapitalgeber und Private Equity-Firmen investieren massiv in Klimatechnologien. Im zweiten Halbjahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 erreichten Investitionen ein Volumen von 87,5 Milliarden US-Dollar, wobei der Großteil (60 Mrd. USD) im ersten Halbjahr 2021 mobilisiert wurde. Dies entspricht einem Anstieg von 210 % gegenüber den 28 Milliarden US-Dollar, die in den zwölf Monaten zuvor aufgebracht wurden. Von jedem Dollar an Risikokapitalinvestitionen fließen 14 Cent in Klimatechnologien. Laut dem State of Climate Tech Report von PwC reichen die Investitionen allerdings nicht aus und fließen zudem großteils in ineffiziente Klimalösungen: Die Top 5 der wirksamsten Technologien, die mehr als 80 % des Emissionseinsparungspotenzials bis 2050 ausmachen, erhielten im Zeitraum von 2013 bis zum ersten Halbjahr 2021 nur 25 % der Klimatechnologie-Investitionen.
Klimatechnologien sind auf die Reduktion von Treibhausgasemissionen (THG) ausgerichtet. Nach einem Anstieg der Investitionen in Klimatechnologien zwischen 2013 und 2018 stagnierten diese bis 2020 aufgrund makroökonomischer Trends sowie der Corona-Pandemie. Im ersten Halbjahr 2021 erholten sich die Investitionen jedoch deutlich, da ESG-Faktoren in der Privatwirtschaft stärker in den Mittelpunkt rückten, neue Vorschriften eingeführt wurden (Stichwort: EU-Taxonomie) und sich zahlreiche Unternehmen zu Netto-Null-Strategien verpflichteten.
„Die Welt hat zehn Jahre Zeit, um die globalen Treibhausgasemissionen zu halbieren und bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Ohne Innovationen werden wir dieses Ziel nicht schaffen. Die gute Nachricht ist, dass Investitionen in Klimatechnologien in allen Bereichen deutlich gestiegen sind“, resümiert Thomas Steinbauer, Partner und Net Zero Leader bei PwC Österreich. „Unsere Untersuchungen zeigen jedoch, dass Investitionen noch besser gelenkt werden könnten, um Anreize für jene Technologien zu schaffen, die das größte Einsparungspotenzial bei CO2 haben.“
„Klimatechnologien sind kein Allheilmittel. Sie können jedoch einen entscheidenden Beitrag leisten, um die Emissionskurve zu senken und das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Eine gezielte Investition in neu entstehende Technologiebereiche kann genau jene Innovationen hervorbringen, die wir für eine schnellere Dekarbonisierung brauchen“, so Agatha Kalandra, Partnerin und Head of Management Consulting & ESG. „Die essenzielle Frage lautet, wie schnell und in welchem Umfang dies geschieht. Zudem benötigt es das Zusammenspiel von politischen Entscheidungsträger:innen sowie von Investor:innen, um das gesamte Potenzial von Klimatechnologien zu nutzen.“
Lösungen mit größtem CO2-Einsparungspotenzial nicht im Fokus
Investitionen in Klimatechnologien werden derzeit von einer Handvoll Lösungen dominiert. Diese haben jedoch nicht unbedingt die größten Auswirkungen auf die Emissionsreduktion. Batteriebetriebene Elektrofahrzeuge machen beispielsweise nur 3 % des gesamten Einsparpotenzials bis 2050 aus, erhielten aber 60 % der gesamten Finanzmittel zwischen 2013 und dem ersten Halbjahr 2021.
Nennenswert ist auch, dass trotz wachsender Gesamtinvestitionen die Zahl der Seed- und Early Stage-Finanzierungen für Klimatechnologie-Start-ups seit 2018 stagniert. Dies spiegelt zum Teil die Reife von Klimatechnologien als Anlageklasse wider, verdeutlicht aber auch die Notwendigkeit, vermehrt in Start-ups zu investieren.
USA führend bei Investitionen in Klimatechnologien, Europa noch vor China
Die USA sind führend bei Investitionen in Klimatechnologien und ziehen fast 65 % der Risikokapital-Investitionen an (56,6 Mrd. USD vom zweiten Halbjahr 2020 bis zum ersten Halbjahr 2021). In China wurden im gleichen Zeitraum schätzungsweise 9 Milliarden US-Dollar in Klimatechnologien investiert, in Europa insgesamt 18,3 Milliarden US-Dollar. Die Investitionen sind getrieben vom sprunghaften Anstieg im Mobilitäts- und Verkehrssektor (plus 494 % im zweiten Halbjahr 2020 und ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zu den vorherigen zwölf Monaten).
„Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass weltweit die klare Absicht besteht, auf die Klimakrise zu reagieren und den Netto-Nullpunkt zu erreichen. Jetzt bietet sich für Risikokapitalanleger die entscheidende Gelegenheit, die Richtung für Investitionen vorzugeben und sich stärker auf Kerntechnologien zu konzentrieren, die die größten Fortschritte bei der Dekarbonisierung ermöglichen werden“, schließt Experte Steinbauer.
Über den Report
Die Finanzierungsdaten werden von Dealroom.com bereitgestellt, einer globalen Datenplattform, die Informationen über Start-ups, Investor:innen und Transaktionen sammelt. Unsere Investitionsanalyse basiert auf dem Climate Tech Investment Index von PwC, einer firmeneigenen und ständig aktualisierten Datenbank mit Start-ups und Investor:innen im Bereich der Klimatechnologie, die mit Hilfe von Machine Learning erstellt und durch menschliche Verifizierung ergänzt wird. Unsere Analyse konzentriert sich auf private Märkte und staatliche Finanzierung von Start-ups im Bereich der Klimatechnologien. Der gewählte Ansatz besteht darin, finanzielle Trends bei innovativen Klimatechnologien aufzuzeigen. Die Analyse berücksichtigt weder die bedeutenden öffentlichen Märkte oder die Projektfinanzierung ausgereifter Klimatechnologien (z. B. Großprojekte für Wind- und Solarparks) noch von Unternehmen geleistete Finanzierung von Forschung und Entwicklung im Bereich Klimatechnologien.
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