Während es in Sachen Nachhaltigkeit immer weiter voran geht, gibt es in der Digitalisierung der Bau-Branche weiter Spielraum nach oben. Zwischen Inflation, politischen Krisen, Pandemie und Klimawandel: Auch die Bauindustrie muss sich in diesem Umfeld zurechtfinden.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine im Herbst 2022 durchgeführte Befragung im Auftrag von PwC Deutschland unter 100 Bauunternehmen, Planungsbüros und in der Projektsteuerung am Bau.
Im Vergleich zu Deutschland zeigt sich allerdings bei uns am Heimatmarkt immer mehr, dass auch die Politik und die Kommunen die Digitalisierung im Genehmigungs- und Antragsverlauf forcieren, wie etwa in Wien mit dem aktuellen Referenzprojekt “BRISE”.
Die Mehrheit der Befragten sieht große Veränderungen auf die Baubranche zukommen: Zwei Drittel wollen in Zukunft neue Geschäftsfelder entwickeln; 57 Prozent richten ihr Unternehmen neu aus. Knapp die Hälfte will in den kommenden Jahren eine Umstrukturierung des Lieferantenportfolios und der Unternehmensorganisation vornehmen.
Ein wichtiger Mosaikstein, um erfolgreich zu bleiben, könnten innovative Technologien sein. Zwar attestiert jede:r zweite Befragte dem eigenen Unternehmen einen hohen Digitalisierungsgrad. Diese Zahl stagniert jedoch.
Gut aufgestellt sieht sich die Mehrheit der Befragten bei der Digitalisierung ihrer administrativen Prozesse und Projektprozesse. Als ausbaufähig betrachten rund sechs von zehn Befragten die Digitalisierung ihrer operativen Prozesse und die Anwendung digitaler Lösungen wie Building Information Modelling (BIM) oder Virtual Reality.
Insbesondere das Thema Nachhaltigkeit nimmt an Fahrt auf: 83 Prozent der Befragten halten diesen Aspekt für wichtig – ein Plus von 15 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Die Verantwortung nachhaltig zu wirtschaften, die auch die Bauindustrie als energie- und CO2-intensive Branche trägt, scheint der Mehrheit der Unternehmen mittlerweile bewusst zu sein: Rund 60 Prozent haben Nachhaltigkeitsstrategien verabschiedet. Besonders deutlich ist der Zuwachs von Strategien im Bereich Governance & Compliance: Sechs von zehn Unternehmen verfügen hier mittlerweile über eine Strategie (Vorjahr: 49 Prozent).
61 Prozent der Unternehmen geben an, mindestens allgemeine Standards rund um Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (kurz: ESG) zu besitzen, aber nur jedes vierte Unternehmen setzt diese Standards auch vollumfänglich um. Handlungsbedarf besteht auch bei der Verankerung des ESG-Managements: Fast ein Drittel der Unternehmen (29 Prozent) hat diese Funktion noch überhaupt nicht in der Organisation integriert.
Die Hälfte der Befragten attestiert dem eigenen Unternehmen einen hohen Digitalisierungsgrad, wobei sich die Planer positiver einschätzen als die Bauunternehmen. Gut aufgestellt sieht sich die Mehrheit der Befragten bei der Digitalisierung ihrer administrativen Prozesse und Projektprozesse. Als ausbaufähig betrachten rund sechs von zehn Befragten dagegen die Digitalisierung ihrer operativen Prozesse und die Anwendung digitaler Lösungen.
88 Prozent der Befragten erkennen die Potenziale, die sich durch Simulation & Visualisierung für die Baubranche ergeben, aber nur 36 Prozent attestieren sich in diesem Bereich gute Fähigkeiten. Die Diskrepanz zwischen Potenzial und Fähigkeiten liegt folglich bei 52 Prozentpunkten.
Diese Tendenz zeichnet sich auch bei anderen digitalen Lösungen ab, etwa dem Einsatz von Echtzeit-Reporting oder IoT-Lösungen auf der Baustelle. Verbesserungen lassen sich nur punktuell erkennen – zum Beispiel bei Drohnenüberwachung, Laserscanning sowie Robotik und Automatisierung.
91 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die größte Hürde für die Nutzung digitaler Lösungen im fachlichen Know-how und dem Fachkräftemangel liegt. Drei Viertel empfinden das Thema Cybersicherheit als Herausforderung und 72 Prozent hadern mit den Vorgaben und Rahmenbedingungen, etwa im Bereich Building Information Modelling (BIM).
Einig sind sich die Bauunternehmen, Planer und Projektsteuerer darin, dass die Digitalisierung zahlreiche Vorteile bietet: Vier von fünf Befragten erhoffen sich durch die Investition in die Digitalisierung ihres Unternehmens eine verbesserte Zusammenarbeit und Kommunikation mit allen beteiligten Akteuren. Pluspunkte sehen die Befragten auch in einer kürzeren Projektphase durch effiziente Arbeitsabläufe (61 Prozent) sowie in der Reduktion von Kosten (47 Prozent).
Als wichtigste Maßnahme, um die Digitalisierung in der Bauindustrie weiterzuentwickeln, erachten die Befragten das Vorantreiben der digitalen Infrastruktur (94 Prozent). 78 Prozent plädieren dafür, dass die Auftraggeber größere Anreize für eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit setzen. Das Angebot von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten stellt aus Sicht der Befragten nur die drittwichtigste Maßnahme dar, um die Digitalisierung weiterzuentwickeln (77 Prozent).