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Fracturing World

PwC Global Investor ESG Survey 2021

Unternehmen ohne ESG-Fokus riskieren Investor:innen zu verlieren.

16. November 2021

Die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft fordert Unternehmen heraus. Zugleich wächst der Einfluss von ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance). Investor:innen und die Unternehmen in ihren Portfolios denken zunehmend über Risiken traditioneller Geschäftsmodelle nach und suchen nach Möglichkeiten für eine nachhaltigere Wertschöpfung. Führungskräfte fragen sich, wie sie die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit schaffen und gleichzeitig die von den Anleger:innen angestrebten Renditen erzielen.

Eine neue Studie von PwC, die im September 2021 durchgeführt wurde, spiegelt dieses Spannungsfeld wider. Für die Studie haben wir 325 Asset Manager:innen und Analyst:innen weltweit befragt, die bei Investmentgesellschaften, Investmentbanken oder Maklerunternehmen tätig sind. Die ESG-Aktivitäten eines Unternehmens stehen bei ihren Investitionen immer stärker im Vordergrund. Gleichzeitig wollen die meisten (81 %) im Zusammenhang mit der Verfolgung von ESG-Zielen höchstens eine Reduzierung der Anlagenrendite um 1 % in Kauf nehmen. Und: Viele Befragte äußerten Vorbehalte gegenüber der Qualität der ESG-Berichterstattung.

Steigendes Engagement

Die Studie zeigt: Anleger:innen schenken den ESG-Risiken und -Chancen der Unternehmen, in die sie investieren, mehr Aufmerksamkeit und sind auch bereit, Maßnahmen zu ergreifen. Fast 80 % gaben an, dass ESG ein wichtiger Faktor bei ihren Investitionsentscheidungen ist. Beinahe 70 % der Befragten sind der Meinung, dass ESG-Faktoren in die Zielvorgaben für die Vergütung von Führungskräften einfließen sollten. Und etwa 50 % erklärten sich bereit, sich von Unternehmen zu distanzieren, die keine ausreichenden ESG-Maßnahmen ergreifen. 

Die Anleger:innen holen beim Thema ESG auf – und sind bereit zu handeln.

Einstellung zu ESG-Risiken und -Chancen; Anzahl der Befragten, die zustimmen

ESG-Risiken sind ein wichtiger Faktor für Investitionsentscheidungen

79 %

Unternehmen sollten sich mit ESG-Themen auseinandersetzen, selbst wenn das ihre Profite kurzfristig schmälert

75 %

ESG-Erfolgsmessung und -Ziele sollten bei der Vergütung von Führungskräften berücksichtigt werden

68 %

Ich bin bereit, mich von Unternehmen zu distanzieren, die keine ausreichenden Maßnahmen zu ESG-Themen ergreifen

49 %

Einstellung zu ESG-Risiken und -Chancen; Anzahl der Befragten, die zustimmen

ESG Risiken sind ein wichtiger Faktor für Investitionsentscheidungen

79%

Unternehmen sollten sich mit ESG-Themen auseinandersetzen, selbst wenn das ihre Profite kurzfristig schmälert

75%

ESG-Erfolgsmessung und -Ziele sollten bei der Vergütung von Führungskräften berücksichtigt werden

68%

Ich bin bereit, mich von Unternehmen zu distanzieren, die keine ausreichenden Maßnahmen zu ESG-Themen ergreifen

49%

Dieses Engagement ist relativ neu. Noch 2016 waren nur 39 % der CEOs aus dem Bereich Asset and Wealth Management (AWM), die wir im Rahmen der 19. Annual Global CEO Survey von PwC befragten, über die Bedrohungen durch den Klimawandel besorgt. Fünf Jahre später äußerten sich in der 24. Ausgabe der Survey fast 70 % der CEOs besorgt darüber.

Nachhaltigkeit, aber ohne Ertragsverluste

Unsere Umfrage zeigt auch, dass Investor:innen hin- und hergerissen sind zwischen ihrer Verantwortung für den Planeten und die Gesellschaft auf der einen Seite und ihrer treuhänderischen Verantwortung gegenüber ihren Kund:innen auf der anderen. 75 % der Befragten gaben an, sie hielten es für lohnenswert, dass Unternehmen kurzfristige Rentabilitätseinbußen in Kauf nehmen, um ESG-Themen anzugehen. Ein ähnlicher Prozentsatz (81 %) gab allerdings an, dass er im Zusammenhang mit der Verfolgung von ESG-Zielen höchstens eine Reduzierung der Anlagenrendite um 1 % in Kauf nehmen würde. Beinahe die Hälfte (49 %) würde überhaupt keine geringeren Erträge akzeptieren.

Viele Anleger:innen zögern wenn es darum geht, für die Verfolgung von ESG-Zielen eine geringere Rendite zu akzeptieren.

Was Investor:innen akzeptieren. % der Teilnehmer:innen 1

Geringere Profite im Tausch gegen Vorteile für Gesellschaft und Umwelt

34 %
Zustimmung

  • Agree 34 %
  • Neutral 17 %
  • Ablehnung49 %
Anteil an genannten Return-Minderungen in Basispunkten (bps)

0 bps
49 %
1-50 bps
18 %
50-100 bps
14 %
101-200 bps
12 %
201-300 bps
2 %
301-400 bps
1 %
401-500 bps
1 %
>500 bps
3 %

81 % der Investor:innen wollen keine Minderung um mehr als 1 %

Das Informationsangebot

Mit dem zunehmenden Fokus, den Investor:innen auf ESG legen, wird auch die Berichterstattung darüber immer wichtiger. 83 % der Befragten begrüßen eine detaillierte Berichterstattung über den aktuellen Stand und das Engagement von Unternehmen im Zusammenhang mit ESG. Anleger:innen nutzen die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen und berufen sich auf Benchmarks, die alle möglichen Informationen – von Emissionswerten über Menschenrechte bis hin zur Vielfalt in den Vorstandsetagen – berücksichtigen. 

So nützlich diese Benchmarks auch sind – unsere Umfrage hat Mängel in der aktuellen ESG-Berichterstattung aufgezeigt. So erachtet nur etwa ein Drittel der Anleger:innen die Qualität der eingesehenen ESG-Berichterstattung als gut. Die übrigen Befragten bezweifeln, dass ein großer Teil der ESG-Berichterstattung die relevanten, zuverlässigen, zeitnahen, vollständigen und vergleichbaren Informationen liefert, die sie für eine effektive Entscheidungsfindung benötigten. 

Die Befragten wünschen sich daher eine transparentere Berichterstattung. 79 % geben an, dass sie mehr Vertrauen in einen Nachhaltigkeitsbericht haben, der von einem unabhängigen Abschlussprüfer bestätigt wurde. Für 75 % sei es außerdem wichtig, dass ESG-bezogene Kennzahlen unabhängig geprüft werden. 

Einheitliche Kennzahlen, um ESG-Leistung messbar zu machen, wären außerdem von großem Vorteil für Investor:innen. Beinahe drei Viertel (74 %) gaben an, sie könnten fundiertere Entscheidungen treffen, wenn Unternehmen einheitliche Standards in der ESG-Berichterstattung anwenden würden. Für eine ähnlich große Anzahl (73 %) sei es wichtig, die ESG-Leistung verschiedener Unternehmen vergleichen zu können.

Emissionen als Querschnittsthema

Wie groß die Herausforderungen bei der ESG-Berichterstattung sind, zeigt sich bei Klima-Themen. Denn verlässliche Informationen insbesondere zu Treibhausgasemissionen sind für Investor:innen wesentlich. Auf die Frage, welche ESG-Themen nach Meinung der Befragten für Unternehmen Priorität haben sollten, nannten sie mit großem Abstand am häufigsten (65 %) die Reduzierung von Scope-1-Emissionen (direkte Emissionen aus dem Betrieb eines Unternehmens) und Scope-2-Emissionen (indirekte Emissionen aus gekauftem oder erworbenem Strom, Dampf, Wärme und Kälte). 

Die Reduzierung von Scope-1- und Scope-2-Treibhausgasemissionen ist das am häufigsten genannte ESG-Thema, dem Unternehmen Priorität einräumen sollten.

Meistgenannte ESG-Themen,1 % der Befragten

Verringerung der Scope-1- und Scope-2-Emissionen
65 %
Gesundheit und Sicherheit der Belegschaft

44 %
Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion

37 %
Berücksichtigung der Menschenrechte in der Lieferkette
34 %
Reduzierung der Scope-3-Treibhausgasemissionen
34 %
Datensicherheit und Minimierung von Datenschutzrisiken
31 %

Führungsspitze gefragt

In der Umfrage gaben 82 % der Befragten an, dass Unternehmen ESG direkt in ihre Unternehmensstrategie einbinden sollten. Führungskräfte, insbesondere CEOs, sollten selbst dafür Verantwortung übernehmen. Zum Aufzeigen von ESG-Engagement und -Leistung wird außerdem ein ganzheitlicher Ansatz in der Berichterstattung benötigt. Laut unserer Umfrage nutzen Investor:innen am häufigsten Geschäfts-, Nachhaltigkeitsberichte und Investorenpräsentationen, um zu verstehen, wie ein Unternehmen ESG-Themen angeht. Diese Quellen liegen ganz in der Hand der Unternehmen.

Letztendlich zeigt die Studie, dass Unternehmen ihrer ESG-Leistung den gleichen Stellenwert einräumen müssen wie all ihren Unternehmens- und Finanzkennzahlen. So können sie die Anforderungen der Investor:innen erfüllen, Vertrauen schaffen und diese langfristig überzeugen.

Lesen Sie mehr über die Ergebnisse der PwC Global Investor ESG Survey 2021.

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