Wirtschaft geschieht im Kontext von gesellschaftlichen und politischen Veränderungen. Geopolitische Krisen, wirtschaftliche Veränderungen, natürliche Entwicklungen – diese und noch weitere externe Faktoren beeinflussen den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen entscheidend mit. Im CEO Spotlight Österreich untersucht PwC Österreich insbesondere die Auswirkungen geopolitischer Entwicklungen auf heimische Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeiter:innen.
Drei Themenschwerpunkte prägen die Studie: Finanzierung, Rohstoffe und Transportwege.
Im Folgenden steht in erster Linie der Teil "Finanzierung und Gehälter" im Mittelpunkt.
Unternehmen in Österreich sind in vielerlei Hinsicht realistisch in ihrem Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Monate. In manchen Punkten gibt es aber blinde Flecken. Steigende Preise werden gemeinhin als Bedrohung wahrgenommen. Die Finanzierung dagegen wird in der Studie nicht als entscheidender Faktor wahrgenommen.
Unternehmen rechnen mit steigenden Zinsen, die Entwicklung in diese Richtung hat auch bereits eingesetzt. Allerdings wird darüber hinaus der Zugang zu frischem Kapital an und für sich schwieriger. Hier fehlt den Unternehmen ein Stück weit die Wahrnehmung aus Sicht des Finanzierungspartners. Denn auch Banken bewegen sich im selben Umfeld wie andere Unternehmen. Sie betrachten nicht mehr nur die klassischen Indikatoren für Kreditwürdigkeit, sondern interessieren sich auch verstärkt für die Auswirkungen von Lieferkettenproblemen und Energiekosten auf die Profitabilität ihrer Kreditnehmer. Ist es aus Sicht der Finanzierungspartner zu befürchten, dass die Profitabilität rückläufig sein wird, so wird auch der Zugang zu Kapital eingeschränkt.
Für größere Unternehmen ist es eine Option, sich intensiver auf die Kernbereiche der Unternehmenstätigkeit zu konzentrieren und Unternehmensteile oder Beteiligungen außerhalb des Kernbereichs abzustoßen, wenn sie nicht besonders große Synergieeffekte versprechen. So kann, bei Bedarf, das Kerngeschäft gestützt werden.
Werden Sie bei Ihren Unternehmensfinanzierungen Maßnahmen treffen?
Es gibt immer wieder Phasen großen Wachstums und stärkerer unternehmerischer Freiheit – und andererseits gibt es Phasen, in denen Unternehmen sich auf das Wesentliche konzentrieren und reflektieren müssen. Wachstum und Konsolidierung sind nicht zwingend negativ: Die Aktivitäten werden dort gebündelt, wo der Wettbewerbsvorteil am größten ist. Dadurch wird die Basis für zukünftiges Wachstum geschaffen.
Sowohl Wachstumsphasen als auch Konsolidierungsphasen sind Gelegenheiten, Strategien zu erproben und entweder Neues ausprobieren – oder den Bestand schützen.
Pandemiebedingt sehen wir ein reduziertes Angebot an Arbeitskraft: Stress, Sinnsuche, ein stärkerer Fokus auf Nachhaltigkeit, aber auch neue Ausbildungen oder ganz einfach Neuorientierung auf dem Markt lösen einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften aus. Vielleicht war es gar nicht so "richtig", was man vor der Pandemie gemacht hat, es wurde einfach nicht infrage gestellt. Dadurch trifft ein reduziertes Angebot auf eine relativ hohe Nachfrage. Arbeitskraft wird zur knappen Ressource.
"Start with Why": Dieses Mantra betrifft nicht mehr nur Angebote an Kunden sondern auch Employer Branding und Recruiting.
Das gängigste Beispiel ist Home Office: Einschränkungen in diesem Bereich wurden früher nicht hinterfragt und vielfach akzeptiert – jetzt lässt sich schwer argumentieren, warum Remote Work nicht mehr möglich sein sollte.
Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen befeuern die Preisspirale. Gehälter müssen steigen, die Kaufkraft hält aber nicht mit. Steigende Gehälter, um die Inflation auszugleichen, verfestigen die Inflation bzw. führen dazu, dass die Inflationsraten relativ hoch bleiben werden. Wir können in den nächsten Jahren mit einer Geldentwertung rechnen, es ist aber nach aktuellem Stand nicht mit einer Hyperinflation zu rechnen: Nach einer Inflationsphase, in der die Menschen mehr Geld verdienen, aber nicht mehr dafür kaufen können, wird sich die Preislandschaft voraussichtlich stabilisieren. Auch dieser Vorgang ist Teil eines Zyklus, der in der Situation krisenhaft wirkt, sich aber immer noch im Rahmen normaler Gesetze des Marktes bewegt.
Ein besonders spannendes Ergebnis der Umfrage ist, dass eine Gehaltsanpassung über der Inflationrate – also eine Reallohn-Steigerung – nur von 30% der Unternehmen als Maßnahme angedacht ist. Knapp 50% der Arbeitnehmer dagegen denken im Gegensatz dazu eine solche Reallohnsteigerung ausdrücklich nicht an. Das bedeutet unterm Strich Gehaltseinbußen für die Belegschaft, was gerade in Zeiten knappen Arbeitskräfteangebots kein attraktives Angebot ist. Diese Vorstellungen werden Unternehmen überdenken müssen – und möglicherweise neue Formen der Gewinnbeteiligung für Mitarbeitende und zusätzliche nicht-monetäre Maßnahmen ins Auge fassen, um das eigene Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver zu machen.