Women in Work Index 2022

Für inklusive Arbeitsplätze in einer "Net Zero" Welt

Covid-19 wirft Fortschritte für Frauen im Berufsleben um mindestens zwei Jahre zurück

Vor allem weibliche Beschäftigte waren von den negativen Folgen der Pandemie und ihren staatlichen Maßnahmen betroffen: Die Zahl der berufstätigen Frauen ist weiter gesunken und ein größerer Anteil von Frauen sind aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden – so die Analyse für den jährlichen Women in Work Index von PwC.

Während die OECD-Länder im letzten Jahrzehnt kontinuierlich Fortschritte bei der wirtschaftlichen Teilhabe von Frauen verzeichnet haben, wirft die Pandemie die Gleichstellung am Arbeitsmarkt um weitere zwei Jahre zurück. Der Vergleich der Arbeitsplatzverluste mit dem prognostizierten Beschäftigungswachstum zeigt, dass weltweit 5,1 Millionen mehr Frauen arbeitslos waren und 5,2 Millionen weniger Frauen am Arbeitsmarkt teilnahmen als dies ohne die Auswirkungen der Pandemie der Fall gewesen wäre.

Vorstandsposten in Österreich: 25% sind Frauen

Österreich belegt im Women in Work Index den gleichen Rang wie im Vorjahr und landet auf Platz 24 von 33 OECD Ländern. Die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt liegt demnach bei 56 Prozent (Männer: 66 %). Zudem ist die Anzahl der Frauen in Vorstandspositionen von 21,2 auf 25 Prozent gestiegen (zum Vergleich: in Neuseeland sind es 42 Prozent).

Unbezahlte Arbeit fällt verstärkt an Frauen

Viele unbezahlte Aufgaben, wie Homeschooling, Pflege- und Hausarbeit haben die beruflichen Möglichkeiten der Frauen weiter eingeschränkt. Ein OECD-Bericht zeigt, dass Frauen während der letzten beiden Jahre deutlich mehr unbezahlte Aufgaben übernommen haben als Männer. Mütter geben dreimal häufiger als Väter an, dass sie entweder die meisten oder alle zusätzlichen unbezahlten Betreuungsaufgaben übernommen haben, die durch die Schließung von Schulen oder Kinderbetreuungseinrichtungen entstanden sind. 

Die COVID-19-Pandemie hat das Ziel der Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt zu einer noch größeren Herausforderung gemacht. Um den Rückschlag bei den Beschäftigungsergebnissen von Frauen rückgängig zu machen, müssen Regierungen und Unternehmen eine Vorreiterrolle übernehmen, indem sie unsere Volkswirtschaften mit wirksamen Maßnahmen wieder aufbauen, die ausdrücklich die Bedürfnisse von Frauen berücksichtigen. Dies ist unerlässlich, wenn wir die Gleichstellung verbessern und eine gerechtere Zukunft für alle in Beruf und Gesellschaft erreichen wollen.

Nicole PriellerNew World New Skills Leader, PwC Österreich

Der globale Blick

Neuseeland erreicht erstmals Platz 1 im Women in Work Index. Luxemburg und Slowenien folgen. Großbritannien holt am stärksten auf, während Kanada am weitesten abrutscht.

Top ranked countries 2020, The global view: New Zealand, Luxembourg, Slovenia

Jahrzehntelanger Aufholbedarf

Angesichts der langsamen Fortschritte in den Vorjahren und den Einschränkungen durch die Pandemie, wird es noch Jahrzehnte dauern, bis eine Gleichstellung von Frauen und Männern am globalen Arbeitsplatz erreicht wird. Derzeit liegt die globale Erwerbsquote der Männer bei 80 Prozent. Bis Frauen diese erreichen, werden noch 33 Jahre vergehen. Noch länger dauert es, bis Frauen die gleiche Vollbeschäftigungsquote erreichen, nämlich 67 Jahre, und bis der Gender Pay Gap geschlossen wird, 63 Jahre.

Um diesen Fortschritt voranzutreiben, sind politische Maßnahmen, wie flexiblere Arbeitsmöglichkeiten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Karriere und gleichberechtigter bezahlter Elternurlaub notwendig. Noch entscheidender wird sein, dass Regierungen und Unternehmen Frauen dabei unterstützen, von den Beschäftigungsmöglichkeiten zu profitieren, die durch die Umstellung der OECD-Volkswirtschaften auf Netto-Nullwachstum entstehen.


Eltern im Beruf laut OECD:
  • Mütter von Kindern unter 12 verlassen ihren Arbeitsplatz um 3 Prozent wahrscheinlicher als Väter von Kindern unter 12 (gewertet zwischen erstem und drittem Quartal 2020).
  • Bei Frauen und Männern ohne Kinder unter 12 beträgt der Unterschied weniger als einen halben Prozentpunkt.

Höhere Quote in Jobs der Zukunft

Das nächste Jahrzehnt der Arbeitswelt wird durch den Übergang der Volkswirtschaften zu nachhaltigen Geschäftsausrichtungen geprägt sein. Die aktuelle Analyse zeigt, dass die Umstellung bis 2030 in 15 von 20 Sektoren der OECD-Länder zu mehr Arbeitsplätzen führen wird. Der größte proportionale Zuwachs wird in der Versorgungswirtschaft, im Baugewerbe und in der verarbeitenden Industrie erwartet; Tätigkeitsfelder, in denen Frauen stark unterrepräsentiert sind.


Anteil von Männern und Frauen in den Wachstumssektoren der Zukunft
  • Knapp 31 Prozent der männlichen Erwerbstätigen
  • 11 Prozent der weiblichen Erwerbstätigen

Durch die Konzentration dieser neuen Jobs in männlich dominierten Arbeitsfeldern sind Männer besser positioniert, um von neuen Chancen im Aufschwung zu profitieren.

Wenn der Anteil weiblicher Angestellter in den grünen Wachstumssektoren nicht aktiv gefördert wird, könnte sich der Employment Gap zwischen Männern und Frauen in der OECD bis 2030 um 1,7 Prozentpunkte steigern.

Vorteile durch Gleichstellung

Letztlich bringt die fortschreitende Gleichstellung der Geschlechter viele Vorteile mit sich, wie der Women in Work Index zeigt. Durch die Erhöhung der Frauenbeschäftigung in der gesamten OECD kann das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der OECD um 6 Billionen US-Dollar pro Jahr gesteigert werden. Gleichzeitig kann durch die Beseitigung des Gender Pay Gaps das Einkommen von Frauen in der gesamten OECD um 2 Billionen US-Dollar pro Jahr erhöht werden.

Unternehmen und Regierungen können mehr tun, um Frauen gezielt zu unterstützen, damit auch sie von den neuen grünen Arbeitsplätzen profitieren. Dazu gehört im ersten Schritt zu ermitteln, welche Ursachen die bislang geringe Frauenquote in grünen Wachstumssektoren hat und darauf aufbauend die Aus- und Weiterbildung zu verbessern. Auch der Zugang zu Finanzmitteln für Unternehmerinnen, die eine Schlüsselrolle beim Übergang zu einer Netto-Nullbilanz spielen, wird Frauen in diesen Bereichen weiter vorantreiben.

Willibald KoflerCountry Head, Strategy& Österreich

Flexible Arbeitsmodelle

Flexible Arbeitsmodelle müssen für alle gleich erreichbar sein, für Frauen und für Männer, sodass diverse Möglichkeiten der Arbeitserbringung als Standard akzeptiert werden. So kann ein Gender Bias gegen die Inanspruchnahme von flexiblen Arbeitsmodellen abgebaut werden.

Leistbare Kinderbetreuung

Leistbare Kinderbetreuung reduziert die Belastung durch unbezahlte Versorgungsarbeit, die bisher hauptsächlich von Frauen geschultert wird.

Gleich bezahlte Elternzeit

Mehr Regierungen und Unternehmen sollten Regelungen finden, Elternzeit fair und gleich zu bezahlen, sodass die Belastung von Frauen in unbezahlter Pflege neu verteilt werden kann und sie dieselben Möglichkeiten vorfinden wie Männer, an bezahlter Arbeit teilzunehmen und ihre Karrieren zu verfolgen.

Kontakt

Nicole Prieller

Nicole Prieller

Partnerin, Workforce Transformation Lead, PwC Austria

Tel: +43 699 163 057 71

Willibald Kofler

Willibald Kofler

Country Head, Strategy& Österreich, PwC Austria

Tel: +43 1 51822-906

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